Drei Tage in Rom

Reisebericht

Samstag, 15. Februar 2014

Ein wie üblich spontaner Reiseentschluss brachte M. und mich am 15. Februar 2014 für drei ganze Tage nach Rom. Sie hatte die Stadt im Februar sechs Jahre zuvor besucht, für mich war es das erste Mal. Die „Ewige Stadt“ hatte schon lange auf meiner Wunschliste gestanden und in Italien selbst war ich seit über einer Dekade nicht mehr.

Mit der Lufthansa ging es abends von München aus zum Flughafen Fiumicino, rund 30 Kilometer westlich von Rom am Mittelmeer gelegen. Mit dem Zug fuhren wir zum Bahnhof Trastevere im Süden des gleichnamigen Stadtteils und von dort aus mit einem Ersatzbus zu unserer kleinen Ferienwohnung in der Via Rosa Govona. Die Eigentümerin war bereits vor Ort, begrüßte uns herzlich und gab uns einige Ratschläge für die nächsten Tage, wo es abseits der Touristentrampelpfade besonders schön sei, aber da ahnten wir schon, nichts davon nutzen zu können, da schon das Standardprogramm einige Tage in Anspruch nimmt.

Sonntag, 16. Februar 2014

Am nächsten Morgen fuhren wir zurück zum Bahnhof Trastevere, um an einem Kiosk einen Drei-Tages-Pass für den öffentlichen Nahverkehr zu kaufen. Ursprünglich sollte es ein „Roma Pass“ sein, der zusätzlich zum Fahrschein freien Eintritt zu einer ganzen Reihe von Sehenswürdigkeiten gewährt, aber bei strahlendem Sonnenschein und 20 °C zogen wir es vor, uns einfach treiben zu lassen.

Mit der Straßenbahnlinie acht, einer von nur zwei Straßenbahnlinien der Stadt, ging es von Trastevere aus zur anderen Endhaltestelle an der Piazza Venezia mit dem Monumento a Vittorio Emanuele II an der Südseite. Dort endet die Via del Corso, eine der bekanntesten Straßen der Altstadt, die wir ohne konkretes Ziel entlangschlenderten. In der Altstadt spielt es letztlich keine Rolle, wo man sich bewegt, denn es ist einfach alles schön.

Kurz vor dem Trevi-Brunnen machten wir eine kurze Essenspause auf einer gänzlich leeren Dachterrasse. Am Brunnen selbst wimmelte es bereits von Touristen und man mag sich gar nicht vorstellen, was dort in der Hochsaison los sein muss. Nach einer Legende kehrt man nach Rom zurück, wenn man eine Münze in den Brunnen wirft. Um unser Kupfergeld erleichtert, gelangten wir zur Spanischen Treppe und setzten uns knapp unterhalb der Stelle, an der Audrey Hepburn Gregory Peck schöne Augen machte, in die Sonne und beobachteten das Treiben für einige Zeit.







Unser weiterer Weg führte uns die Via dei Condotti entlang, also von der Spanischen Treppe aus in Richtung Tiber. Wir blieben am östlichen Flussufer und bewegten uns zurück nach Trastevere. Unterwegs kamen wir an einem zerstörten Bootssteg vorbei, der das ansonsten makellose Bild bizarr störte. Einen neben uns stehenden amerikanischen Touristen verleitete es zu den Worten, da sei wohl ein Bootsführer entlassen worden „and wrecked it to let off steam“. Im nördlichen Trastevere statteten wir der Piazza Di Santa Maria einen kurzen Besuch ab und fuhren dann von der Haltestelle Belli zurück mit der Straßenbahn zum Bahnhof Trastevere und von dort aus mit dem Bus zur Ferienwohnung. Für gewöhnlich fährt die Straßenbahn noch einige Stationen weiter, aber wegen Bauarbeiten stellte man Ersatzbusse zur Verfügung. Kratzt Rom auch ständig an der Insolvenz, noch ist genug Geld für den öffentlichen Nahverkehr vorhanden.



Zwei Stunden später führte uns der Hunger gegen 18:00 Uhr zurück ins wunderschöne und urtümlich erhaltene nördliche Trastevere. Es war immer noch so warm, dass man es mit Hemd und dünner Jacke bestens aushalten konnte, und wären die kahlen Bäume am Flussufer nicht gewesen, so hätte man es für einen lauen Spätsommerabend halten können. In der Pizzeria Cave Canem gönnten wir uns zwei Pizzen und einen Liter Hauswein zu günstigen 22 Euro insgesamt. Über die Piazza Di Santa Maria und die Hauptstraße am Tiber entlang ging es schließlich mit Straßenbahn und Bus zurück zur Wohnung. Zum Glück konnte ich auf das geborgte Canon EF 50 mm f/1,4 USM meines Freundes B. zurückgreifen, da ich selbst keins mehr besitze. Dank der hohen Lichtstärke braucht man bei Laternenlicht kein Stativ.





Montag, 17. Februar 2014

Am Montag stand der Besuch des Petersdoms auf dem Plan. Vom Bahnhof Trastevere aus sind es nur zwei Haltestellen mit einem Regionalzug. Kannte ich Petersplatz und -dom bereits einschlägig von Fotos, so war ich doch überwältigt von den schieren Ausmaßen der Anlage. Außerhalb der Hauptsaison findet man an den Einlasskontrollen zum Glück keine langen Warteschlangen vor sich.

Im Innern hatte ich, völlig überzogenen Erwartungen geschuldet, den Petersdom dann aber doch größer und gewaltiger erwartet. Man lässt sich allerdings täuschen, da sämtliche Maßstäbe zueinander passen und man dadurch zur Unterschätzung seiner Größe neigt. Baumeister Donato Bramante hatte Wert darauf gelegt, den Dom vergleichsweise heimelig und weniger grenzenlos wirken zu lassen als die Kathedralen der Gotik. Erst der Blick von der Kuppel herab auf den Altar offenbart seine wahren Ausmaße. Im weiteren Aufstieg — mit Aufzug acht Euro, ohne fünf — wird es in der Zwischenwand der Kuppel arg eng, und M. ließ sich nur durch Tiefenpsychologie zum Weitergehen bewegen und durch den vielleicht schönsten Ausblick der Welt belohnen.





Nach dem Abstieg besuchten wir noch den Papstaltar und die vatikanischen Grotten, ehe wir uns zurück auf dem Petersplatz für einen Moment in der Sonne ausruhten. Dort gerieten wir in eine Hochzeitsgesellschaft, die sich offenbar besondere Fotos in dieser Umgebung erhoffte.

Den Besuch der Sixtinischen Kapelle verschoben wir auf den nächsten Besuch, wenn der Künstler der Familie mit an Bord ist. Man hat in Rom ohnehin nie das Gefühl, etwas zu verpassen, außerdem liegt die Stadt nur eine Flugstunde von München entfernt. Stattdessen begnügten wir uns mit ein paar Kugeln Eis an einer Straßenkreuzung.



Zurück war es uns zu Fuß zu weit, also setzten wir uns in den nächstbesten Bus und fuhren bis zur Piazza Cavour und schlenderten von dort aus an der Engelsburg vorbei, die Via della Conciliazione entlang und zurück zum Bahnhof Roma S. Pietro. Der 1936 errichteten Via della Conciliazione musste ein ganzes historisches Viertel weichen, um eine Sichtachse zum Petersdom zu schaffen. Der bauliche Verlust mag immens sein, aber das Ergebnis beeindruckt sehr. Als jemand, der in Dresden studiert hat und das Resultat von Ulbrichts und „Wiesen-Weidauers“ barbarischer Abrisswut jeden Tag besichtigen musste, ist man weitaus Schlimmeres gewohnt.



Zurück in der Ferienwohnung machte ich mich über unseren am Vortag bei einer Spar-Filiale im Bahnhof Trastevere gekauften Crodino-Vorrat her. Dieser leicht bittere alkoholfreie Aperitif wurde mir in Deutschland durch einen Freund empfohlen und schmeckt frisch und lecker — und weil M. ihm nichts abgewinnen konnte, blieben alle zehn Fläschchen für mich.

Unser Abendprogramm führte uns zunächst mit der M-Linie der U-Bahn, wiederum einer von nur zwei Linien, zum Kolosseum. Auch hier hatte ich unterschätzt, wie gewaltig es mit seinen 48 Metern Höhe in Wirklichkeit aussieht. Für ein vorzeigbares Foto hätten wir jedoch einen besseren Platz finden müssen. Vom Kolosseum aus ging es mit dem Bus ins Zentrum und von dort aus erneut ins nördliche Trastevere und diesmal in die geradezu lächerlich günstige und dennoch empfehlenswerte Pizzeria Carlo Menta. Die Heizstrahler an den Außenplätzen wären gar nicht nötig gewesen.

Dienstag, 18. Februar 2014

Morgens fuhren wir noch einmal zum Kolosseum und warfen am Eingang einen schüchternen Blick ins Forum Romanum. Ohne Roma Pass kostet der Eintritt 18 Euro. Beim nächsten Mal!



Unseren letzten Tag schlenderten wir stundenlang durch die Stadt, sahen uns das Pantheon an, stiegen die Spanische Treppe hoch, genossen vor der Villa Medici den Ausblick auf die Dächer Roms, besuchten die San Carlo al Corso, in der gerade ein Gottesdienst stattfand, und kauften ein paar Souvenirs. Abends kehrten wir spontan bei Vin Allegro in Trastevere ein, um uns am Buffet satt zu essen. Für gerade einmal sechs Euro gab es jede Menge Häppchen und einen Cocktail oben drauf. Vollgefressen verzichteten wir auf die Straßenbahn und spazierten zurück zur Ferienwohnung.







Mittwoch, 19. Februar 2014

Unser Rückflug ließ ein weiteres Tagesprogramm nicht mehr zu. Mit der Lufthansa-Tochter Air Dolomiti ging es zurück über die Alpen ins deutlich kältere, obgleich für Februar viel zu warme München. Rom liegt in in der Nachbarschaft und bietet viel zu viel für drei Tage und ist die vielleicht schönste Stadt der Welt. Außerdem habe ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder mit Freude fotografiert, da mir die Canon EOS 5D mit drei Objektiven in der Tasche zuletzt zu schwer für unterwegs geworden war. Es wird nicht die letzte Romreise gewesen sein.